NAGAL Schwangere Frauen

NAGAL Schwangere Frauen, Paulista

Vielfach werden Frauen armer Bevölkerungsschichten in Brasilien schwanger ohne zu wissen warum. Eine Aufklärung fehlt. Ärzte für die Armen gehen oft nicht auf die Frauen ein. Sie verschreiben ihnen vielleicht Medikamente, aber sie beantworten keine Fragen und behandeln die Schwangeren fast die ‚Ware’. Kommt das Neugeborene, tauchen weitere Probleme auf: Wie gelange ich ins Spital? Wie das Kleine kleiden? Wie es waschen? Wann kommt meine Milch? Wie kann ich Milch produzieren, wenn ich selber Hunger leide? Was tun bei Krankheit des Babies oder bei mir? – Die Frauen sind auf sich allein gestellt.

Das NAGAL (Nucleo Assistençia Gestantes Artur Lundgren) hilft den armen Schwangeren im Stadtteil Arthur Lundgren in Paulista (bei Recife). Es ist eine private Nonprofit-Organisation. Zurzeit betreut es gut 20 Frauen im Alter zwischen 14 und 24 Jahren während der Schwangerschaft und den ersten 6 Monaten danach. Die Frauen treffen sich in einem gemieteten Haus zum Erfahrungsaustausch, zum Kinderhütedienst und zum Erlernen und Produzieren von Handarbeiten. Diese wollen sie verkaufen und einen Zustupf für die Haushaltskasse verdienen. Sehr wichtig ist auch die ‚Luftveränderung’ für diese Frauen. Sie leben oft in einfachen Hütten mit einem arbeitslosen Partner zusammen und wissen nicht, wie den Tag totschlagen.

Wir ermöglichten im Juni 2003 die Realisierung des Projektes NAGAL. Die Frauen erhalten dort auch ärztliche Betreuung, eine Kinderaussteuer, Grundnahrungsmittel und wichtige Informationen. Bei Komplikationen oder vor der Geburt begleiten wir die Frauen zum Arzt oder ins Spital. Besuchen die Frauen regelmässig die Veranstaltungen, schenken wir ihnen eine Babyaussteuer. Stillen sie während den ersten sechs Monaten nach der Geburt, belohnen wir sie monatlich mit einer Tasche voller Grundnahrungsmitteln

Ende September 2003 sprach ich mit den Frauen und den Verantwortlichen des NAGAL. Ich war beeindruckt über die herzliche Atmosphäre, nachdem ich vorher einige in ihren Hütten besucht hatte. Die Frauen blühten im NAGAL richtig auf. Selbstverständlich ist die Familienplanung ein wichtiges Thema. Mit der SODIS-Wasseraufbereitung (www.sodis.ch) mildern wir das Krankheitsrisiko ein wenig.

Wir finanzierten neben der Miete der Räumlichkeiten und dem Lohn einer Betreuerin einen Teil der Kosten (Babyaussteuern, Lebensmitteltaschen). Unsere monatlichen Aufwändungen lagen bei rund Fr. 500.- pro Monat.

Projekte wie das NAGAL scheinen derzeit in Brasilien ein Bedürfnis zu sein. Die Idee kam von den Einheimischen selber. In Igarassu ist das PAIF in ähnlicher Weise tätig. Ich las auch von andern Schweizer Organisationen, die im Süden solche Projekte betreuen.

Bericht über eine im Nagal betreute Frau (Stand 30.4.2004):

Renata Monteiro kam mit 23 Jahren im Juni 2003 im 6. Monat schwanger ins NAGAL. Sie lebte mit ihrem Partner (nicht verheiratet) und 3 Kindern in einer Favela. Das Familieneinkommen lag bei R$ 270.- (Fr. 120.-). Für die Behausung zahlten sie R$ 70.- (Fr. 30.-) Miete.

Am 6.8.03 kam Alyson Rayan zur Welt. Sie erhielt eine Baby-Aussteuer und während 6 Monaten je eine Lebensmitteltasche. Am 15.2.04 liess sie sich durch unsere Vermittlung unterbinden.

  Unsere Mitarbeiterin Rogeria sprach im März mit Renata Monteiro: Renata ist recht glücklich über die Hilfe, die sie erhielt. Sie lernte nähen sowie einfache Teppiche knüpfen, erhielt eine Kinderaussteuer sowie regelmässig Lebensmittel. Am wichtigsten waren ihr die Lebensmitteltaschen. Gemäss Renata garantierten sie einen Teil der Nahrung auch für die andern Kinder.

Sie ist unterbunden, lernte nähen und ihre Kinder zu erziehen und besser zu behandeln. Sie erzählte, dass wenn Nahrung fehlte und ihre Kinder weinten, sie den Frust über das Leben an ihnen ausliess, weil sie ihnen nichts bieten konnte.

Während der Monaten im Nagal verlor Renata ihren Zwillingsbruder, der im Drogenhandel involviert war. Obwohl noch sehr jung, musste Renata schon viel durchmachen. Sie kommt aus einer Familie ohne Struktur. Sie meinte, mit dem was sie an den Veranstaltungen über Familienplanung lernte, könne sie das beste an ihre Kinder weitergeben.

Renata erzählte, was sie während der Schwangerschaft vor dem NAGAL dachte: mein Mann ist arbeitslos, die Miete müssen wir zahlen, die Kinder haben Hunger. Ich glaube, wenn dieses Kind zur Welt kommt, lasse ich es im Spital oder lege es vor das Tor eines Hauses!

Im NAGAL fand Renata Hilfe. Sie konnte mit Leuten sprechen und erhielt gute Ratschläge. Auch nachdem sie ausgesteuert ist (6 Monate nach Geburt) besucht und lernt sie weiter im NAGAL. Abschliessend meinte sie, sie glaube jetzt, dass es Personen gibt, die Leuten wie ihr helfen.